20 Jahre MUNDOLOGIA – Welten entdecken.
lokalist das richtige Format. Das größte Live-Vortragsfestival in Europa findet im Februar 2024 zum 20. Mal statt. Zum Jubiläum sprach der lokalist mit MUNDOLOGIA-Gründer Tobias Hauser über den ungebrochenen Reiz von Länderreportagen, Reiseberichten und Expeditionen in die wilde Natur.
lokalist | Fotovorträge im digitalen Zeitalter – wirklich Ihr Ernst?
Tobias Hauser » | Ja, natürlich. MUNDOLOGIA ist das spanische Wort für Weltkenntnis. Das sehen wir als unseren Auftrag an: Mit unseren Reisereportagen bringen wir die Welt nach Freiburg. Der große Unterschied zum Internet ist, dass bei unseren Vorträgen eine Atmosphäre aufkommt, die am Bildschirm nicht spürbar wird. Wir wollen nicht nur informieren, sondern begeistern. Die Zuschauer:innen, aber auch die Menschen oben auf der Bühne saugen diese Live-Atmosphäre regelrecht auf. Manche nennen es immer noch Dia-Vorträge.
Wen interessiert solch ein Format?
» | Ziemlich viele Menschen. Jedenfalls genug, um damit erfolgreich zu sein. Mich freut, dass sich so viele Leute für dieses klassische Format begeistern. Unsere Live-Vorträge einfach in die digitale Welt zu bringen: Das würde nicht funktionieren. Es geht um Glaubwürdigkeit, um Wahrheit, aber auch um den Gemeinschaftseffekt. Wenn einer anfängt zu lachen und alle anderen ansteckt – das kriegen sie am Bildschirm einfach nicht hin!
Deswegen gab es auch während Corona keine digitale MUNDOLOGIA?
» | Das wollten wir bewusst nicht. Live und vor Ort ist unser Markenkern. Wir brauchen den direkten Kontakt von Mensch zu Mensch. Da steht eine vorn, die ihre Erlebnisse erzählt. Unersetzlich! Wenn einer eine gute Bühnenshow macht und einen mitreißenden Vortrag hält, können selbst die Bilder grottenschlecht sein – es gibt dennoch Standing Ovations.
Aber meist sind gute Bilder das tragende Element …
» | Natürlich. Bei einem guten Vortrag können bis zu achthundert Fotos gezeigt werden. Für eine gute Fotoreportage in einem Magazin brauchen Sie 20 bis 30 gute Fotos. Die große Kunst bei uns ist: Gut erzählen und gut fotografieren. Und all das zu spannenden Geschichten verweben, um auf der Bühne Emotionen zu erzeugen. Für eine gute Story recherchiere ich vier, fünf Jahre vor Ort, um ganz tief in die Materie einzutauchen.
Sozusagen der Gegenentwurf zu Social-Media-Formaten, die ja immer kürzer werden?
» | Ich frage mich tatsächlich, wie das in Zukunft wird. Der Foto-Nachwuchs produziert ja fast nur noch kurze Clips für Instagram oder TikTok: 30 Sekunden, höchstens eine Minute. Drei Minuten sind schon zu viel. Die Aufnahmefähigkeit der meisten jungen Leute ist für längere Formate nicht mehr vorhanden.
Oder noch nicht vorhanden?
» | Unser Publikum beginnt bei 30 aufwärts. Aber: Eltern bringen ihre Kids mit zu unseren Familienvorführungen. Vielleicht wachsen die Jüngeren da rein und schätzen als ältere Erwachsene dann auch längere Reportagen? Wäre schön.
Warum haben Sie die MUNDOLOGIA aus der Taufe gehoben?
» | Früher hatte die Badische Zeitung ein ähnliches Format, das Maßstäbe gesetzt hat. Mein Ziel als Fotograf war damals: Da will ich mitmachen! Und dann machten die dicht! Das war der Anlass für ein eigenes Format, das eine hohe Qualität hat. Wir wollten die Live-Reportage nicht aus der Kulturlandschaft verschwinden lassen.
Wie kamen Sie auf den Namen?
» | Erst sollte es Fokus-Festival heißen. Dann kamen wir darauf, dass es ja ein Magazin mit ähnlichem Namen gab. Und sogar eine Fahrradmarke. Die Flugblätter und Plakate waren schon gedruckt, aber wir wollten rechtlich auf Nummer Sicher gehen. Also haben wir nochmal ein bisschen nachgedacht. MUNDOLOGIA ist spanisch und bedeutet Weltkenntnis. Das fanden wir passend. Es war ein Volltreffer. Der bessere Name!
Das Festival feiert in diesem Jahr 20-jähriges Bestehen – wie lange machen Sie weiter?
» | Gute Frage. So lange wie die Menschen kommen? Als wir 2004 das erste Festival veranstalteten, konnten wir uns nicht vorstellen, jemals den großen Saal im Konzerthaus zu füllen. Bei der ersten Auflage kamen 3.500 Menschen. Inzwischen kommen fast 45.000 Menschen zum Festival und zu über 60 Vorträgen in der MUNDOLOGIA Reihe. Der Wechsel vom Bürgerhaus am Seepark ins Konzerthaus im Jahr 2009 brachte den Umschwung von den alten Diaprojektoren auf digitale Technik.
In einem großen Saal braucht es High-End-Beamer und Riesenleinwände?
» | Ja, sonst kommt vorne nicht genug Licht an. Für die Vorträge bedeutete die Digitaltechnik natürlich auch eine enorme Verbesserung: Filme konnten eingebunden werden oder Interviews, die Bildqualität wurde viel besser …
Wie sehen Sie die Zukunft der MUNDOLOGIA?
» | Hm. Wer weiß das schon? Es war schon immer faszinierend, einem Menschen in echt zuzuhören. Das macht mich zuversichtlich. Wir sind hier außerdem am richtigen Ort in Deutschland für so ein Format. Die Freiburgerinnen und Freiburger sind besonders offen für Kultur und Bildung, hier gibt es die spürbare Lust, weiterzudenken und über den Tellerrand zu blicken. Die Menschen sind reisefreudig und interessiert am Rest der Welt.
Kann man so eine Veranstaltung ohne Sponsoren stemmen?
» | Ganz klar, nein. Die goldenen Jahre sind vorbei, das muss man ganz klar sagen. Auch was das Sponsoring anbelangt, wird es schwieriger. Aber es geht nicht nur ums Geld, sondern um mehr. Wir haben zum Glück über die letzten Jahre gutes Stammpublikum aufgebaut und verlässliche Partner. Die Sponsoren sind auch wichtig, weil sie unseren Gedanken weitertragen in ihre Netzwerke, weil sie damit Publikum bringen. Ohne unsere Kooperationspartner wären wir definitiv nicht so erfolgreich.
Die Sparkasse war von Anfang an dabei?
» | Albert Schultis, der damals bei der Sparkasse den Bereich Gesellschaftliches Engagement leitete, war sofort begeistert von der Idee. Seitdem hält uns die Sparkasse die Treue. Ich glaube, es gibt bundesweit kaum eine Bank, die in dem Maße Kultur sponsert wie die Sparkasse. Sie hat ja einen gesellschaftlichen Auftrag, einen Teil des Gewinns für sinnvolle Sachen einzusetzen, nicht wahr? Das ist so wichtig. Nicht nur für uns, sondern für die Freiburger Kunst, Sport- und Kulturszene insgesamt.
Welches Herzensprojekt haben sie in der Schublade?
» | Ich würde gerne einen Wettbewerb starten wie den World Press Photo Contest für die beste journalistische Foto-Reportage.
Einen MUNDOLOGIA-Award?
» | Ja – und mit einem ordentlichen Preisgeld, das die Gewinnerinnen und Gewinner motiviert und sie international bekannt macht. Viele Referentinnen und Referenten haben stark unter den coronabedingten Einbrüchen gelitten.
Außerdem: Viele gute Fotojournalisten machen nichts für die große Bühne, sondern vor allem kürzere Reportagen. Das große Format will ich fördern.
20. MUNDOLOGIA Festival
20 Jahre Weltkenntnis im Konzerthaus Freiburg vom 1. bis 4.2.2024 MUNDOLOGIA Reihe ab November 2023 mit über 50 Live-Reportagen.
Alle Infos, Termine und Tickets finden Sie direkt hier bei uns in der S-Vorteilswelt.
Fotos: MUNDOLOGIA