So beeinflusst der Ukraine-Krieg den Zahlungsverkehr
Alles zu Auslandsüberweisungen, Bargeldumtausch und Finanzsanktionen: Viele Menschen haben in diesen schwierigen Zeiten Fragen zum Zahlungsverkehr mit der Ukraine und Russland, zu den westlichen Finanzsanktionen oder zum Bargeldumtausch aus der Landeswährung in Euro.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Zahlungsverkehr mit Russland ist durch die westlichen Finanzsanktionen eingeschränkt.
- Geldüberweisungen in die Ukraine und der Einsatz von VISA-Card vor Ort sind momentan noch möglich.
- In Russland haben die Kreditkartenanbieter VISA und Mastercard ihre Geschäfte vorübergehend gestoppt.
- In beiden Ländern kommt es aufgrund der aktuellen Kriegssituation inzwischen zu unterschiedlichen Einschränkungen im Bargeldverkehr.
Ukraine: Zahlungsverkehr weiter möglich
Viele Menschen fragen sich in diesen Tagen, ob sie ihren Verwandten und Freunden in der Ukraine noch Geld senden können. Geldüberweisungen von Konten der Sparkassen in die Ukraine sind momentan weiterhin möglich. Dies gilt auch für der Einsatz von VISA-Card in der Ukraine. Sie müssen allerdings damit rechnen, dass es zu Einschränkungen kommen kann, insbesondere bei Zahlungen in besetzte Gebiete. Auch technische Unterbrechungen im Zahlungsverkehr – wie die Störung der IT vor Ort – können aufgrund des Krieges nicht ausgeschlossen werden. Es ist jetzt bei Überweisungen besonders wichtig, dass Sie die Adressangaben zum Zahlungsempfänger oder zur -empfängerin vollständig angeben.
Kosten für Auslandsüberweisungen
Die Kosten für Transaktionen bestimmt jedes Sparkassen-Institut individuell. Wenden Sie sich für genaue Angaben an das Institut, bei dem Sie Ihre Transaktionen in Auftrag geben möchten, oder entnehmen Sie die Kosten dafür aus dem Preis- und Leistungsverzeichnis.
Aufgrund der aktuellen Situation erwägen mehrere Institute, für Überweisungen in die Ukraine eine Sonderkondition beziehungsweise eine Rückerstattung der Entgelte oder von Entgeltanteilen zu gewähren.
Weitere Informationen zur Auslandsüberweisung finden Sie hier.
Banken, Geldautomaten und Bargeldsituation in der Ukraine
Auch wenn die Bargeldversorgung in der Ukraine bisher – wenn auch eingeschränkt – noch funktioniert: Aufgrund der Kriegsereignisse und des bestehenden Kriegsrechts im Land ist es für Kreditinstitute nicht leicht, ihren Betrieb aufrechtzuerhalten. Wo russische Truppen bereits Städte und Dörfer besetzt haben, sind diese Dienste eingestellt. Andernorts, vor allem auf dem Land, ist die Bargeldausgabe nur noch eingeschränkt möglich, berichten MDR-Korrespondenten.
An intakten Geldautomaten bilden sich zum Teil lange Menschenschlangen. Viele Automaten können von Banken nicht mehr beliefert werden, da sichere Geldtransporter im Kriegseinsatz sind. Auch fehlen durch die Mobilmachung viele männliche Bankangestellte. Verbleibende Bankmitarbeiter und -mitarbeiterinnen halten den Betrieb zuweilen nur noch aus geheim gehaltenen Bunkern und Tiefgaragen aufrecht, um selbst nicht zum Anschlagsziel zu werden, berichtet „mdr.de“.
Wie lange bestehende Infrastrukturen noch aufrechterhalten werden können, ist aufgrund der derzeitigen Ausnahmesituation unklar.
Besonderheiten beim Umtausch der ukrainischen Landeswährung
Inzwischen sind nach UN-Angaben 2,3 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen (Stand: 11. März 2022). Viele Flüchtende versuchen, in der Ukraine noch so viel Bargeld wie möglich für ihren Weg ins Ausland abzuheben, so der „mdr.de“-Bericht weiter.
Kann ich die ukrainische Währung Hrywnja in Deutschland umtauschen?
Die ukrainische Landeswährung Hrywnja ist eine klassische Binnenwährung, die aufgrund des Krieges außerhalb der Landesgrenzen nicht gehandelt wird. Deswegen können deutsche Kreditinstitute Hrywnja-Banknoten in aller Regel nicht entgegennehmen.
Aufgrund der Banksituation in der Ukraine selbst ist es teilweise auch nicht möglich, mit ukrainischen Bankkarten Bargeld in Deutschland zu erhalten. Betroffenen bleibe häufig nur noch die Möglichkeit, sich durch Direkttransfer durch Dritte Geld aus dem Ausland senden zu lassen, berichtet der „Tagesspiegel“ im Checkpoint vom 11. März 2022.
Alternativen: Tauschwirtschaft und Devisenhandel auf dem Schwarzmarkt
Die Situation in der Ukraine könnte sich in den nächsten Tagen und Wochen weiter zuspitzen und die kritische Infrastruktur komplett zusammenbrechen. Was passiert, wenn der Betrieb von Kreditinstituten und Geldautomaten eingestellt wird? „Ein Zusammenbruch der kritischen Infrastruktur dürfte im schlimmsten Falle in einer Tauschwirtschaft und im Devisenhandel auf dem Schwarzmarkt führen“, sagt der Finanzmarktexperte Michael Koetter vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle zu „mdr.de“. Eine Verknappung der Geldmenge würde zudem die Preise in der Ukraine in die Höhe treiben.
Russland: Zahlungsverkehr ist durch Finanzsanktionen eingeschränkt
Es gibt derzeit kein pauschales Zahlungsverbot nach Russland. Auch die Annahme von Zahlungen aus Russland ist generell nicht verboten, teilt die Deutsche Bundesbank auf ihrer Website mit.
Allerdings werden Überweisungen an Personen, Unternehmen, Institutionen und Banken, die auf einer Sanktionsliste der EU oder der Bundesregierung stehen, momentan nicht ausgeführt.
Bei allen anderen Überweisungen nach Russland kann es in der aktuellen Situation allerdings zu Einschränkungen kommen. Zum einen sind durch den Ausschluss einer russischen Bank aus dem Bankennetzwerk „Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication“ – kurz: Swift – die betroffenen russischen Finanzinstitute in ihren internationalen Finanzgeschäften stark eingeschränkt. Zum anderen kann es zu starken Verzögerungen oder Ablehnung beziehungsweise Aussetzung von Zahlungen kommen, auf die die Sparkassen-Finanzgruppe keinen Einfluss hat.
Sparkassen und Landesbanken halten sich an alle aktuell geltenden Sanktionen der EU und der Bundesregierung gegen Russland. In Zweifelsfällen wenden Sie sich jederzeit an unsere Sparkassen-Expertinnen und -Experten.
Strafbarmachung bei Umgehung von Sanktionen
Der Zugang Russlands, seiner Regierung, der Zentralbank Russlands und bestimmter Banken und Unternehmen zum EU-Kapitalmarkt wurde durch westliche Sanktionen eingeschränkt.
Durch die Sanktionen gegen Russland ist es verboten, Organisationen oder Einrichtungen sowie bestimmten natürlichen oder juristischen Personen, die auf Sanktionslisten stehen, unmittelbar oder mittelbar Gelder oder wirtschaftliche Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Auch der Kauf übertragbarer Wertpapiere und Geldmarktinstrumente – einschließlich Kryptowährungen –, die nach dem 9. März 2022 von Russland und seiner Regierung oder der Zentralbank Russlands ausgegeben wurden, sowie die Neuvergabe von Darlehen und Krediten ist verboten, heißt es bei der Deutschen Bundesbank.
Bargeldversorgung in Russland
Der russische Rubel unterliegt aufgrund der westlichen Sanktionen wegen des Kriegs gegen die Ukraine einem starken Währungsverfalls. Daher hat die russische Notenbank drastische Einschränkungen für den Devisenhandel verhängt. Russische Bürgerinnen und Bürger dürfen demnach ihre russischen Rubel nicht mehr in ausländisches Bargeld umtauschen, teilte die Notenbank am 9. März 2022 mit. Auch von Konten, die beispielsweise in Euro oder US-Dollar geführt werden, dürfen Kontoinhaberinnen und -inhaber nur noch bis zu 10.000 US-Dollar abheben (umgerechnet rund 9200 Euro). Bei Bedarf von höheren Beträgen bleibt als Möglichkeit nur die Restauszahlung in Rubel zum aktuellen Tageskurs, heißt es bei „tagesschau.de“.
Die Regeln gelten vorerst bis zum 9. September 2022.
Kreditkartenanbieter von Visa und Mastercard ziehen sich aus Russland zurück
Auch der Stopp von Visa und Mastercard in Russland dürfte den Zahlungsverkehr für russische Bürgerinnen und Bürger sowie ausländische Personen, die sich im Land aufhalten, im Alltag erschweren. Die beiden Kreditkartenanbieter haben als Reaktion auf den Ukraine-Krieg ihre Geschäfte in Russland vorübergehend ausgesetzt, berichtet „tagesschau.de“
In Russland ausgestellte Kreditkarten funktionierten demnach im Ausland nicht mehr. Karten, die von Finanzinstituten außerhalb des Landes ausgestellt wurden, können wiederum in Russland nicht mehr eingesetzt werden.
Viele weitere Fragen zu Finanzen, zur Entwicklung der Finanzmärkte, zu Wertpapieranlagen und zum Zahlungsverkehr im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg beantworten wir auf unserer ständig aktualisierten Sonderseite.
(Stand: 11.03.2022)