EZB will Euro-Scheine neu gestalten
Bürgerinnen und Bürger entscheiden mit.
Vor 20 Jahren wurde in der Europäischen Union das Euro-Bargeld eingeführt. Nun soll eine neue Generation der Euro-Scheine ein persönlicheres Design erhalten. Was es damit auf sich hat und wie die Bürgerinnen und Bürger an dem Projekt der Europäischen Zentralbank (EZB) beteiligt werden, erfahren Sie hier.
Das Wichtigste in Kürze:
- Während zu D-Mark-Zeiten noch reale Gegenstände, Bauwerke und Persönlichkeiten die Geldscheine zierten, beschränkt sich der Euro auf Fantasiearchitektur. Das soll nun geändert werden. Vorschläge, welche Motive in Zukunft auf den Banknoten zu finden sein sollen, sollen aus der Bevölkerung kommen.
- Aus allen EU-Ländern sollen Vorschläge zur Gestaltung der Euro-Noten eingeholt werden. Die Entscheidung liegt jedoch beim Rat der EZB.
- Fest steht bereits: Motive, die stark mit jeweils einer Nation verbunden sind, sollen nicht verwendet werden. Schließlich soll das Verbindende und nicht einzelne Nationen im Vordergrund stehen.
Mehr Identifikation und Persönlichkeit
EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta kündigte an, dass die zukünftigen Euro-Banknoten der dritten Generation persönlicher werden. Die Identifikation der Bevölkerung mit Europa soll so gestärkt werden.
Während zu D-Mark-Zeiten reale Gegenstände, Bauwerke und bekannte Persönlichkeiten auf den Scheinen zu finden waren, zieren die Euro-Banknoten Fantasiebauten. Die Brücken, die zu sehen sind, gibt es in dieser Form im gesamten Euroraum nicht. Sie spiegeln lediglich verschiedene Zeitalter und Stile der Vergangenheit wider.
Mit dem Aufruf zu einer Designänderung macht die Notenbank auch klar, dass es Bargeld weiterhin geben wird und der Fortschritt elektronischer Zahlungsmittel nichts an der Wichtigkeit der analogen Währungsform ändert.
Vorschläge sollen aus der Bevölkerung kommen
Um mehr Identifikation und Persönlichkeit zu schaffen, will die Notenbank die Bevölkerung in den Entscheidungsprozess mit einbeziehen und gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern an einer neuen Generation der Gemeinschaftswährung arbeiten.
Als erstes werden daher Fokusgruppen gebildet. Deren Aufgabe ist es, Designvorschläge aus dem gesamten Euroraum einzuholen. Ist das geschehen, gehen die Ideen weiter an eine Themenberatungsgruppe. Diese schlägt in Zusammenarbeit mit einer Expertin oder einem Experten aus jedem Land der Europäischen Zentralbank die neuen Themen vor. Sobald die Vorschläge gesammelt sind, tritt die EZB erneut an die Öffentlichkeit, bevor der EZB-Rat im Jahr 2024 final über die neuen Scheine entscheidet. Bulgarien und Kroatien sollen auch eine Stimme erhalten und in das Auswahlverfahren eingebunden werden.
Bis die Scheine mit neuem Design auf den Markt kommen, werden noch einige Jahre ins Land gehen. Denn selbst nach der Entscheidung der EZB in zwei Jahren wird es erst einen Probelauf in der Bevölkerung geben. Da derzeit mehr als 27,6 Milliarden Euro-Scheine im Umlauf sind, ist das gesamte Projekt eine große Herausforderung. Die älteren Varianten sollen erst nach und nach aus dem Verkehr gezogen werden.
Eines steht allerdings fest: Die zukünftigen Symbole auf den Euro-Scheinen sollen keinen nationalen Charakter aufweisen, um das Verbindende zu stärken und jedwede Form einer möglichen Diskriminierung zu vermeiden.
Fälschungsschutz steht im Vordergrund
In den vergangenen Jahren wurden die Euro-Scheine immer wieder für einen verbesserten Fälschungsschutz überarbeitet. Seit 2019 ist die zweite Generation Euro-Banknoten nun komplett. Auch wenn in einigen Jahren die dritte Generation Euro-Banknoten mit neuem Design auf den Markt kommt, wird man weiterhin mit Scheinen der ersten und zweiten Generation bezahlen können.
In den Niederlanden wird Fantasie zur Realität
Ursprünglich sind alle auf den Euro-Scheinen abgebildeten Brücken fiktiv und der Fantasie entsprungen. Die niederländische Stadt Spijkenisse machte es sich jedoch zur Aufgabe, die Fantasiearchitektur zur Wirklichkeit werden zu lassen. Sieben Brücken, die man sonst nur von Euro-Geldscheinen kannte, wurden zwischen 2011 und 2013 in der Stadt nahe Rotterdam nachgebaut. Die Idee stammte vom Künstler Robin Stam und ist Teil des „Euro-Brücken“-Kunstprojektes.
(Stand 05.01.2022)