Erfolg im Frauenfußball seit über 30 Jahren: „Du bist nie alleine“
lokal ist am Ball bleiben. Birgit Bauer-Schick ist das Gesicht des Frauenfußballs in Freiburg – seit über 30 Jahren. Sie baute die Frauenabteilung des SC Freiburg mit auf und leitet sie bis heute. Sie war schon bei den Frauen des Sport-Club Freiburg, als das Team noch auf Hartplätzen kickte.
Frau Bauer-Schick, Sie begannen als Spielerin, übernahmen schnell Managementaufgaben und formten in den vergangenen 33 Jahren eine der besten Talentschmieden des Landes. Sehen Sie sich selbst als Vorbild?
Birgit Bauer-Schick » | Vielleicht schon? Wenn man das über sich selbst sagt, ist das schon ein bisschen komisch. Ich bin seit 1991 hier, seit den Anfängen der Frauenmannschaft. Früher habe ich selbst auf dem Spielfeld gestanden, bei den Männern in der Geschäftsstelle gearbeitet und den Frauenfußball nebenbei organisiert. Das war damals noch eine andere Zeit, viel improvisierter. Heute ist alles viel professioneller. Und größer. Wenn ein Vorbild jemand ist, der unbequem bleibt und für seine Überzeugungen kämpft, dann bin ich wohl ein Vorbild. Ich musste für alles kämpfen.
Anfangs kickten die SC Frauen auf einem Hartplatz …
» | … der heutige Parkplatz vorm Dreisamstadion. Heute haben wir ein professionelles Umfeld, ein riesiges Stadion, und ich bin stolz auf das, was wir erreicht haben. Ich habe immer wieder nach Möglichkeiten gesucht, den Frauenfußball voranzubringen. Aber das kriegen Sie nicht allein hin. Du bist nie alleine, es gibt immer Menschen, die dich begleiten und unterstützen. Und es gibt das alte Sprichwort: Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, der hat schon verloren.
Welche Eigenschaften braucht es, um einen solchen Aufbau durchzuziehen?
» | Das ist schwer zu sagen. Etwas unbedingt zu wollen? Ich wollte das. Es braucht vor allem Durchhaltevermögen. Früher mussten wir jeden Euro drei Mal umdrehen, uns ständig verändern und um Anerkennung kämpfen. Schauen Sie, was wir erreicht haben.
Der Frauenfußball hat sich in den letzten Jahren enorm verändert. Wie bewerten Sie diese Veränderungen?
» | Die Entwicklung ist enorm. Wir haben letztes Jahr ein ausverkauftes Pokalfinale gespielt. Vor 44.000 Fans. Ehrlich, das hätte ich damals nicht mal geträumt. Wir haben viel erreicht und die Wertschätzung steigt. Unsere Spielerinnen sind Vorbilder für junge Mädchen, die kicken wollen. Aber es gibt natürlich noch Verbesserungspotenzial.
Was zum Beispiel?
» | In der Gesellschaft sind wir angekommen, aber es gibt immer noch Herausforderungen. Mein Wunsch wäre, dass wir uns finanziell selbst tragen können und mehr Sponsoren gewinnen, um unabhängiger zu sein. Wenn wir alles selbst erwirtschaften, was wir ausgeben, muss man nicht mehr um Erlaubnis fragen. Das fühlt sich besser an.
Wie haben sich die Spielerinnen und Frauen im Verein verändert?
» | Die Spielerinnen haben sich weiterentwickelt und sind selbstbewusster geworden. Früher haben sie oft neben dem Fußball gearbeitet, heute können sich die meisten auf ihre Karriere und Ausbildung im Fußball konzentrieren.
Wenn eine Frau heute im Fußball durchstarten will, welche Hindernisse sieht sie?
» | Klar, es gibt noch Hürden. Frauen müssen oft mehr zeigen, um die gleiche Anerkennung zu bekommen. Aber ich glaube, das ändert sich. Sie verdienen bei uns noch immer viel weniger als Männer und deshalb legen wir großen Wert darauf, dass unsere Spielerinnen, gerade die jungen, eine vernünftige Ausbildung haben. Man darf aber nicht vergessen: Im Vergleich zu anderen Sportarten sind wir ziemlich privilegiert.
Wie sehen Sie die Zukunft?
» | Mein Traum wäre es, finanziell so aufgestellt zu sein, dass wir die besten Spielerinnen halten können. Denn die werden uns von den großen Clubs bislang noch weggekauft. Und ich finde: Mehr Frauen sollten in verantwortlichen Positionen im Fußball vertreten sein, in unserem Verein, überall. Das sollte selbstverständlich sein: Männer, Frauen – egal. Es geht um Qualität und die Chance, zu zeigen, was man drauf hat.
Wie lange wollen Sie den Job noch machen?
» | Bis April 2031. Dann gehe ich in die Rente. Mal sehen, was bis dahin noch alles passiert!
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Fotos: Wilhelm Media/Jörg Wilhelm