Geldanlage in Krisenzeiten: Ist Gold eine sichere Alternative?

veröffentlicht am 11. März 2022

Die Nachfrage nach dem Edelmetall steigt deutlich und nähert sich dem alten Rekordhoch: Viele Privatanlegerinnen und -anleger sind davon überzeugt, dass Gold der beste Krisenschutz ist. Die aktuelle Preisentwicklung des Edelmetalls scheint ihnen rechtzugeben.

 

Die historische Entwicklung des Goldpreises war immer wieder verbunden mit großen Krisen. Schon in den großen, zerrüttenden Inflationen des 20. Jahrhunderts zeigte sich: Während einer galoppierenden oder gar einer Hyperinflation und in anderen großen systemstürzenden Krisen sind Sachwerte wie Gold die einzige Möglichkeit, das Vermögen zu erhalten. Auch während der Finanzkrise 2008 / 2009 und in den Monaten nach dem Ausbruch der Coronakrise war das so.

Mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine beginnen wieder viele Menschen, ihre Portfolios umzuschichten: Sie verkaufen Aktien und setzen auf Alternativen wie Gold und Staatsanleihen. Manche sind sogar davon überzeugt, dass es sinnvoll ist, Bargeld zu Hause zu horten.

 

Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka

 

3 Fragen zu Geld an Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka

Herr Dr. Kater, seit dem Ausbruch des Russland-Ukraine-Krieges nähert sich der Goldpreis seinen historischen Höchstständen. Ist das Edelmetall tatsächlich der sichere Hafen in der aktuellen Krise?

Dr. Ulrich Kater » | Es ist verständlich und war zu erwarten, dass Gold in Zeiten von Krieg und militärischen Auseinandersetzungen verstärkt gesucht wird. Darin spiegelt sich die klassische Funktion von Gold als sicherem Anlagehafen wider – insbesondere in der physischen Form als etwas, dass man anfassen kann. Die Unsicherheit bezüglich der weiteren Entwicklung im Ukraine-Krieg ist groß. Das bleibt zunächst ein fruchtbarer Nährboden für einen weiteren Goldpreisanstieg.

Der Bruch zwischen Russland und dem Westen wird bestehen bleiben. Daher dürfte der Goldpreis auch mittelfristig von einer etwas höheren Risikoprämie profitieren. Doch es wird nicht immer Krise sein – mit der Zeit wird sich die Welt auf die neue Situation eingestellt haben. Dann sollte auch der Goldpreis zu seinen Werten von vor dem Ukraine-Krieg zurückkehren.

 

Wie verhält es sich mit den anderen Edelmetallen?

» | Gold ist das Einzige der bedeutenden Edelmetalle, welches für die Industrie kaum eine Rolle spielt. Silber, aber noch stärker Platin und Palladium, hängen am Puls der weltwirtschaftlichen Entwicklung. Für diese Edelmetalle sind die Auswirkungen auf die Weltkonjunktur relevanter als eine Funktion als sicherer Hafen.

Es ist davon auszugehen, dass der Konflikt regional begrenzt bleiben wird, die globale Konjunktur also nur geringfügig betroffen ist. Bei Palladium spielt Russland allerdings als Produzent eine große Rolle, in geringerem Ausmaß auch bei Platin. Diese Märkte werden von der Angebotsseite durch den Konflikt betroffen, es könnte daher zu Preisanstiegen kommen.

 

Wenn Gold langfristig nicht den erwünschten Schutz bietet, welche Anlagen oder welche Anlagestrategien eignen sich stattdessen?

» | Kurzfristig dürften die klassischen sicheren Häfen wie Gold und bonitätsstarke Staatsanleihen Schutz bieten. Längerfristig wird dieser Schutz nicht mehr benötigt, wenn der Konflikt lokaler Natur bleibt. Zudem wird wieder stärker in den Fokus rücken, dass Gold keine laufenden Erträge abwirft.

Die ökonomischen Sanktionen werden zu Anpassungen führen. Nach der Korrekturphase werden sich die Märkte und die Weltwirtschaft in einem neuen Gleichgewicht einpendeln. Das Wachstum wird erhalten bleiben, wenngleich mit moderaterem Trend. Insofern werden risikoreichere Anlageklassen wie Aktien wieder zu ihrer Stärke zurückfinden.

(Stand: 01.03.2022)

 

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