Wie Sparkassen und Kommunen zur Lösung der Wohnungsfrage beitragen

veröffentlicht am 24. August 2023

Innovative Lösungen von Sparkassen und Kommunen in Immobilienfragen: Wenn alles feststeckt – müssen dann wieder die Sparkassen ran? Wir sind doch schließlich Spezialisten fürs Eigenheim, aber nicht für die Lösung der Wohnungspolitik im ganzen Land. Trotzdem: Wir sagen „Ja“.

 

Ja, denn unsere Kundinnen und Kunden wohnen überwiegend zur Miete. Und für nicht wenige von ihnen erreichen die Miethöhen kritische Niveaus.
Ja, weil die örtliche Wirtschaft Fachkräfte sucht – und die müssen irgendwo wohnen können.
Ja, denn die Verfügbarkeit bezahlbaren Wohnraums ist eine grundlegende Anforderung eines selbstbestimmten Lebens. Und mehr „Sparkasse“ als diese Motivation geht nicht.

Einfach ist es sicher nicht, aber es gibt tolle Beispiele aus der Finanzgruppe und aus Städten und Landkreisen.

 

Beispiel 1: Sparkassen bauen für die Stadt, für die Region

Die Stadtsparkasse München subventioniert das Wohnen des eigenen Fachkräftenachwuchses. Damit sich die Auszubildenden die Mieten in der wohl teuersten Großstadt Deutschlands leisten können, hat die Stadtsparkasse Wohnungen im Eigenbestand. Die Kosten für die angehenden Sparkassenkaufleute liegen deutlich unter den ortsüblichen Mieten.

Manchmal sind es auch sparkasseneigene Stiftungen, die bezahlbaren Wohnraum in der Großstadt möglich machen. Die Stiftung der Berliner Sparkasse hat Wohnraum speziell für behinderte Menschen geschaffen.

Die Hamburger Sparkasse baut eine neue Filiale – und hat gleich noch weiteren Büro- und Wohnraum im selben Gebäude geschaffen. Es sind auch Sozialwohnungen dabei. In nur einer Nacht hat die Haspa dazu 1800 Bewerbungen erhalten. Dank der Förderung für den sozialen Wohnungsbau liegt die Miete für die Wohnungen bei 8,60 Euro je Quadratmeter. Für rund 140 Auszubildende, vor allem eigene, baut die Haspa zudem ein Azubi-Wohnheim in Altona.

 


„Der Wohnungsneubau ist für mehr als die Hälfte der Hamburgerinnen und Hamburger das wichtigste Zukunftsthema der Stadt. Das gilt gerade für Jüngere, Haushalte mit geringem Einkommen und Familien. Laut unserer aktuellen Umfrage befürchten 42 Prozent, sich die Wohnung, in der sie aktuell leben, künftig nicht mehr leisten zu können.“

Jannis Engelhardt, Product Owner Wohnen, Hamburger Sparkasse (Haspa)


 

Beispiel 2: Bezahlbaren Wohnraum schaffen, der sich rechnet

Sparkassen sind wirtschaftlich handelnde Unternehmen. Das kann soziales Handeln aber durchaus einschließen, wie die Rheinhessen Sparkasse bei einem aktuellen Bauvorhaben zeigt. Geplant waren 30 Mietwohnungen. Das Vorhaben verteuerte sich durch die Zinswende jedoch so stark, dass die angestrebte Mietrendite für die Sparkasse nicht mehr erreichbar war.

Statt das Projekt zu stoppen, suchte die Sparkasse nach Alternativen und fand sie bei einem Förderprogramm zum Mietwohnungsbau bei der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB), einer regionalen Förderbank. Damit war eine neue Idee geboren und es wurde neu gerechnet: Die Wohnungen werden gebaut, und sie werden zu einem festen Quadratmeterpreis an Personen mit einem Wohnberechtigungsschein vergeben. Der Mietpreis darf laut Förderrichtlinie 5,70 Euro pro Quadratmeter nicht übersteigen.

Günstige Darlehen aus dem Förderprogramm sowie ein Tilgungszuschuss von 40 bis 50 Prozent ermöglichen trotz der geringen Mieten eine Realisierung, die sich auch für die Sparkasse rechnet. Das Institut bringt gut 15 Prozent Eigenkapital mit, der Rest kommt als Förderkredit der ISB. So kommt die Sparkasse als Bauherrin doch noch auf eine akzeptable Rendite.

 


„Es ist entscheidend, angesichts von derart rasanten Marktveränderungen vom Kopf her flexibel zu bleiben. Die recht vielfältige Förderlandschaft kann genutzt werden, um Projekte an sich anzupassen und so zu realisieren, dass sie sich auch für die Sparkasse lohnen. Nicht zuletzt ist es dann die Sparkasse, die in der Region bezahlbaren Wohnraum schafft.“

Yvonne Rosenberger, Bereichsdirektorin Immobilien, Rheinhessen Sparkasse


 

Beispiel 3: Sparkassen widmen Büro- in Wohnflächen um

Mehr Homeoffice, weniger Büroraum – die Gleichung gilt in vielen Städten. Die Sparkasse Koblenz hat auf den veränderten Flächenbedarf bereits reagiert. Im Zuge der Kernsanierung ihrer Büro- und Verwaltungsgebäude „Am Wöllershof“ wird mit dem Westflügel ein kompletter Gebäudeteil abgerissen. An der Stelle wird im Gegenzug ein neues Wohngebäude errichtet: Auf vier Geschossen entsteht ein Wohnungsmix von Apartments bis Dreizimmerwohnungen. Alles zur Miete. Das Projekt achtet zudem auf Nachhaltigkeit. Auf dem Neubau sollen ein sogenanntes „Biodiversitätsdach“ gestaltet und Fotovoltaikelemente integriert werden.

Äußerst detailliert hat die Sparkasse Koblenz zudem ihren 124 Seiten starken „Immobilienmarktbericht 2023“ mit Orientierungswerten für Kauf- und Mietpreise in den Kommunen und Stadtteilen ihres Geschäftsgebiets vorgelegt. Auch beim Neubau von Filialen setzt das Institut nicht nur auf Gewerbe-, sondern auch auf Wohnflächen. Wie vor einem Jahr beim Neubau einer Filiale in der Moselregion, wo zwölf Wohneinheiten geschaffen wurden.

Das könnte ein wirklich großer Hebel sein: Die Beratungsgesellschaft Jones Lang Lassalle hat in einer aktuellen Studie festgestellt, dass die Umwidmung bestehender Büroflächen in Wohnraum 40 Prozent des zusätzlichen Wohnraumbedarfs bis Ende 2025 in deutschen Großstädten decken könnte.

 


„Es lohnt sich, Wohnraum zu schaffen, wenn man bei folgenden fünf Faktoren überzeugen kann: Lage, Ausstattung und Zustand, Energieeffizienz sowie Finanzierbarkeit. Die Preisentwicklung der Vorjahre wurde durch die Zinswende ausgebremst. Bei der Umwandlung von Büro- in Wohnfläche sind das für uns wegweisende Kriterien, um stabile Kauf- oder Mietpreise erzielen zu können.“

Matthias Nester, Vorsitzender des Vorstands, Sparkasse Koblenz


 

Beispiel 4: Sparkassen beraten zum bezahlbaren Wohnen

Es muss schrecklich sein, wenn man nicht mehr weiß, wie man die Miete aufbringen kann. Dabei gibt es dafür sogar staatliche Unterstützung. Aber damit kennen sich viele nicht aus – vor allem, wenn sie bisher ihre Wohnkosten immer allein aufbringen konnten. Die Sparkassen in Schleswig-Holstein haben deshalb gemeinsam mit dem Mieterbund eine Beratung zum Wohngeld ins Leben gerufen.

In gemeinsam entwickelten Informationsblättern informieren die Sparkassen und der Mieterbund, wie die Berechtigten ihre Ansprüche geltend machen können. Allein in Schleswig-Holstein sind rund 75.000 Haushalte antragsberechtigt. Im Durchschnitt stehen den Betroffenen etwa 370 Euro pro Monat zu.

Die Sparkassen engagieren sich zudem bei der Finanz- und Budgetberatung oder schaffen zusätzliche Absicherung, indem z.B. laufende Kredite in kleinere Tranchen geteilt werden. Bundesweite Informationsangebote auf Sparkasse.de und praktische Tools wie der Budgetplaner des Beratungsdienstes „Geld und Haushalt“ sind in Schleswig-Holstein – aber sicher nicht nur dort – ebenfalls Teil der Beratung.

 

 

Diese Beispiele zeigen: Sparkassen können nicht die strukturellen Probleme des Wohnungsmarktes lösen. Aber eins ist schon mal sicher: Wo Sparkasse ist, ist keine Sackgasse.

 

Unser Impuls

Sicher kennen Sie auch diesen Moment, wo bei der schönsten Küchenparty der Erste anfängt mit Immobilienthemen. Irgendwer sucht immer gerade irgendwas zum Wohnen und die Geschichten werden von Jahr zu Jahr dramatischer.
Premium-Accounts bei Immobilienportalen sind das Mindeste, Besichtigungen mit mehr als hundert Interessierten die Regel. Nachts kleben Doppelverdiener Suchanzeigen an Straßenlaternen, und wenn dann mal ein Angebot kommt, sind es 3.200 Euro kalt.

Wie Kinder unter diesen Umständen mal flügge werden sollen, ist den Eltern oft unklar. Sie könnten natürlich nach Wien gehen. Rund ein Viertel der Wohnungen dort werden von der Stadt vermietet, ein weiteres Fünftel sind Genossenschaftswohnungen. Bruttomieten zwischen fünf und neun Euro pro Quadratmeter sind in der Innenstadt gang und gäbe. Das kostbarste Erbe in der österreichischen Hauptstadt ist ein Unter-Unter-Mietvertrag.

Aber nicht nur in Wien, sondern überall ist doch die Verfügbarkeit bezahlbaren Wohnraums eine grundlegende Anforderung für ein selbstbestimmtes Leben. Mit der Hannoverschen Erklärung zum Sparkassentag haben wir das als Finanzgruppe deutlich gesagt. Noch schöner ist: gesagt – getan.

 

 

 


Sie möchten sich rund um das Thema Immobilien informieren oder beraten lassen? Unsere Kollegen und Kolleginnen helfen Ihnen gerne weiter. Weitere Infos finden Sie auch in unserer Internetfiliale der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau

 

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