Tschüss Lebenswerk!
lokal ist vorausschauend. Was passiert eigentlich mit meinem Unternehmen, wenn ich in Rente gehe? Bei dieser Frage unterstützt Svenja Friedlin. Sie ist Beraterin für Unternehmensnachfolge bei der Sparkasse und weiß genau, worauf es ankommt. Die Expertin im Interview plus der Nachfolgeprozess in drei Schritten.
Sie beraten ausschließlich zum Thema Unternehmensnachfolge. Warum ist Nachfolge überhaupt ein so großes Thema?
Svenja Friedlin » | Weil es für Unternehmen sehr schwierig geworden ist, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Früher wurden 80 Prozent der Unternehmensnachfolgen intern geregelt, die Kinder haben also übernommen, und 20 Prozent wurden extern verkauft. Heute ist es genau umgekehrt. Viele Nachkommen haben Angst vor dem unternehmerischen Risiko und wollen nicht 24/7 verantwortlich sein. Und der Fachkräftemangel macht es auch nicht leicht, in der Belegschaft jemand passendes zu finden. Deshalb müssen Unternehmer sich Gedanken machen. Denn das eigene Lebenswerk einfach abschließen, will eigentlich keiner.

Svenja Friedlin ist Beraterin für Unternehmensnachfolge bei der Sparkasse. Sie begleitet und berät alle Firmenkunden der Sparkasse Freiburg, sowie die Kundinnen und Kunden von acht weiteren Sparkassen der Region.
Der Bedarf nach Unterstützung ist also groß?
» | Ja, unbedingt. Oft steht der Unternehmer ansonsten allein da. In seinem Kerngeschäft kennt er sich bestens auch, aber nicht mit dem Thema Nachfolge. Warum sollte er auch – in der Regel muss er sich in seinem Leben nur einmal damit beschäftigen.
Nachfolge in Zahlen und Fakten
- Jährlich stehen rund 125.000 mittelständische Unternehmen in Deutschland zur Nachfolge an
- 79 % der Inhaber sehen als größtes Problem den geeigneten Nachfolger zu finden
- Früher regelte sich eine Nachfolge in rund 80 % der Fälle innerhalb der Familie. Heute sind es rund 20 %.
Wie unterstützen Sie die Unternehmen dann konkret?
» | Ich bin für die Unternehmer und ihre Fragen da und begleite sie individuell auf ihrem Weg – vom ersten Gedanken an die Nachfolge bis zur Umsetzung. Wir bieten bei der Sparkasse ganz verschiedene Lösungen an. Wenn sich zum Beispiel in der Familie oder im Betrieb kein passender Nachfolger findet, erstelle ich ein anonymes Profil auf professionellen Verkaufsplattformen wie DealSuite – und helfe sozusagen beim Matching.
Ich weise Unternehmer auch auf die verschiedenen Möglichkeiten hin, um beispielsweise durch eine Bilanzreinigung den Unternehmenswert nochmal steigern zu können.
Zusammengefasst: Ich weiß, worauf es ankommt, und dieses Wissen gebe ich weiter.
Was ist Ihr wichtigster Tipp für Unternehmen, die bald über die Nachfolge nachdenken müssen oder wollen?
» | Darüber nachdenken wollen ist besser als müssen! Das Wichtigste ist, sich frühzeitig Gedanken zu machen – nicht bis zum bitteren Ende zu warten. Auch, wenn die Nachfolge noch in weiter Ferne liegt, sich einfach mal zu überlegen: Wo soll’s hingehen?
Denn der ganze Nachfolgeprozess kann ziemlich dauern – ein bis drei Jahre sind Standard, aber auch fünf bis sieben Jahre sind möglich. Also spätestens mit 55 Jahren wird es Zeit, besser aber noch früher!
Und ich kann nur raten, offen für das Thema zu sein und offen in die Gespräche zu gehen. Das Ganze positiv zu sehen: Sich um Nachfolge zu kümmern, bedeutet, sich um das Unternehmen und seine Mitarbeitenden zu kümmern – was passiert mit ihnen, wenn ich nicht mehr da bin? Das ist doch etwas Gutes!
Wie läuft der Prozess ab? Was muss bedacht werden? Nachfolge in 3 Schritten:
- Rechtliche Vorbereitungen:
> Gesellschaftsvertragliche Regelungen
> Steuerrechtliche Konsequenzen
> Sonstige vertragliche Regelungen - Wirtschaftliche Vorbereitungen:
> Stabile Ertragslage?
> Zukunftsfähige Produktpalette?
> Notwendige Investitionen?
> Realistische Kaufpreisvorstellungen? - Geeigneten Nachfolger oder Nachfolgerin finden