Nachhaltigkeit im Unternehmenskundengeschäft schon seit 20 Jahren
Zahlreiche nachhaltige Projekte hat Armin Becherer, Leiter des Bereichs Unternehmenskunden der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau, in den vergangenen Jahrzehnten aktiv begleitet. Als eins davon sieht er vielleicht sogar sich selbst, gibt er im Gespräch mit CSO Annette König augenzwinkernd zu Protokoll. Lesen Sie im Folgenden auch, wo er die Sparkasse heute sieht und wo die Reise hingeht.
Annette König | Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für Sie in der Sparkasse?
Armin Becherer » | Ich bin jetzt seit etwas mehr als 30 Jahren bei der Sparkasse – das hat ja auch was von Nachhaltigkeit. Schon vor knapp 20 Jahren bin ich im Büro mit dem Thema in Berührung gekommen. Damals haben wir beispielsweise im FirmenkundenCenter schon Windräder am Rosskopf, Schauinsland und auf dem Rorhardsberg mitfinanziert.
Als weiteres Beispiel kann ich den Beitrag der Sparkasse beim Aufbau der Solarbranche in Freiburg nennen. Auch hier habe ich diverse Unternehmen begleitet. Leider sind die damaligen Solarpioniere der Region aus dem Markt verdrängt worden und aus Freiburg quasi verschwunden. Vor kurzem haben wir uns aber mit den Antragsprüfungen für ein Joint-Venture im Bereich der automatisierten Solarmodulherstellung befasst. Hier möchte ich beispielhaft auch ein internationales Projekt zur Energiegewinnung durch Wasserkraft nennen. Wenn Sie so wollen, dann ist mir die Nachhaltigkeit also recht früh und immer wieder an meinem Arbeitsplatz begegnet. Ihre Bedeutung haben wir als Sparkasse schon früh erkannt und ich war in meiner Rolle als Berater häufig bei Kunden um sie in ihrer Entwicklung hin zu einem nachhaltigeren Wirtschaften zu begleiten und hierüber auch öffentliche Fördergelder zu generieren.
Leider haben wir es bisher versäumt, mehr darüber zu sprechen. Deshalb finde ich dieses Interviewformat auch klasse. Es bietet mir die Chance, die zunehmende Bedeutung der Nachhaltigkeit für das Unternehmenskundengeschäft, aber auch die damit verbundenen, sehr abwechslungsreichen Aufgaben eines Unternehmenskundenberaters aufzuzeigen. Die Bedeutung der ESG-Standards, wie auch der Einfluss auf das Rating und damit unmittelbar auf die Konditionen unserer Kunden werden aus meiner Sicht noch deutlich zulegen. Ich hoffe allerdings, es wird vor allem aufsichtsrechtlich nicht übertrieben, so dass wir und unsere Kunden noch mitkommen. Wir sollten da als Sparkasse authentisch und glaubhaft bleiben, aber auch versuchen, uns bei den Themen mit Nachhaltigkeitsbezug positiv hervorzuheben. Es gilt, Chancen zu erkennen und diese für uns nutzen.
Mit Gutex und Taifun Tofu haben wir jüngst zwei tolle Beispiele zu Kunden veröffentlicht, die wir im UnternehmenskundenCenter betreuen und mit Projekten begleiten.
Nachhaltigkeit drückt sich für mich in der Sparkasse auch in der Digitalisierung von Prozessabläufen aus. Weg vom Papier. Für meine Tätigkeit ist es beispielsweise auch ein Mehrwert, dass uns seit diesem Jahr mehr digitale Prozesse zur Verfügung stehen. Die Möglichkeit, mein Gespräch mit den Unternehmen via Tablet durchzuführen und Besprochenes beispielsweise über die Unternehmensstrategie oder die wirtschaftliche Entwicklung „live“ beim Kunden in der Firma direkt in unserem System zu erfassen, kommt nicht nur beim Kunden sehr gut an. Es erleichtert auch meine Tätigkeit immens.
Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für Sie privat?
» | Ich pendele seit über 20 Jahren mit dem Zug 30 km nach Freiburg ins Büro. Mein Eigenheim habe ich vor ein paar Jahren energetisch optimiert und dabei darauf geachtet, nur mineralische oder organische Dämmplatten zu verwenden – also keine ölbasierten, synthetischen Dämmstoffe. Zudem habe ich meine Heizanlage vor über 10 Jahren von Öl auf CO2-neurtrale Holz-Pellets umgestellt und auf dem Dach eine Solar-Thermie-Anlage sowie vor 2 Jahren eine PV-Anlage installiert. Ich könnte noch mehr tun – oder anders ausgedrückt – mich anders verhalten. Damit meine ich beispielsweise, dass ich in der Freizeit gerne Motorrad fahre, auch mal für einen Kurztrip in den Urlaub fliege oder ein gutes Steak esse. Darauf verzichten möchte ich, Stand heute, nicht und habe mit meinem sonstigen CO2-Fußabdruck damit auch kein schlechtes Gewissen.
Haben Sie einen persönlichen Tipp in Bezug auf Nachhaltigkeit in der Region?
» | Es gibt viele Tipps, ich bin ein Kind der Region und in Elzach verwurzelt, in unserer Region ist es einfach schön. Ich will mich bewusst auf zwei beschränken. Der Erste ist eine Wanderung oder ein Radausflug auf den Hünersedel um dort auf den Hünersedelturm zu gehen. Vor dort hat man einen herrlichen Rundumblick in den Schwarzwald und die Rheinebene. Der Zweite ist eine Tour auf das Schänzle auf dem Rorhardsberg. Das urige Gasthaus zur Schwedenschanze (nur am Wochenende offen) ist von dem Elzacher Josef Burger erbaut worden. Auslöser war die Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren, als Schreiner wurde er arbeitslos und hat sich dann am Rorhardsberg auf über 1.000 Meter mit einem Gasthaus verwirklicht. Nach seinem Tod 1987 ging sein Vermögen an die Stadt Elzach, die damit die Josef Burger Stiftung ins Leben gerufen hat. Aus dieser Stiftung werden bis heute junge begabte Elzacherinnen und Elzacher gefördert und jährlich Preise verliehen. In seinem Testament hinterließ er als Vermächtnis, dass die Gaststätte offengehalten werden muss – für alle Wanderer, Radfahrer und Skilangläufer heute ein Segen. Beim Schänzle steht übrigens auch das Windrad, an dem wir vor mehr als 20 Jahren mitgewirkt haben.